Montag, 12. Mai 2008

Fünf Verse über das Selbst


Die Fünf Verse über das Selbst ist das letzte Gedicht,
das Sri Ramana 1947 geschrieben hat. Es entstand auf Veranlassung
von Suri Nagamma (s. Brief vom 20.02.1947):
http://surinagamma.blogspot.com/2008/05/96-brief-die-entstehung-der-fnf-verse.html

1. Wenn man das Selbst vergisst und glaubt,
dass man der Körper ist, durch unzählige Geburten geht
und sich schließlich erinnert und das Selbst wird,
so ist es wie das Erwachen aus einem Traum,
in dem man um die ganze Welt gewandert ist.

2. Man ist immer das Selbst.
Wenn man sich fragt: ‚Wer bin ich und wo bin ich?’,
ist es wie wenn ein Betrunkener fragt „Wer und wo bin ich?“

3. Der Körper ist im Selbst.
Und doch denken wir, dass wir in diesem trägen Körper sind,
wie ein Zuschauer, der annimmt, dass die Leinwand,
auf die das Bild geworfen wird, im Bild ist.

4. Kann ein goldenes Schmuckstück ohne das Gold existieren?
Kann der Körper unabhängig vom Selbst existieren?
Der Unwissende glaubt: „Ich bin der Körper“,
während der Erleuchtete weiß: „Ich bin das Selbst“.

5. Das Selbst allein ist die einzige Wirklichkeit
und existiert für immer.
Wenn der erste Lehrer in alten Zeiten [Dakshinamurti]
es in ununterbrochenem Schweigen enthüllt hat,
sag, wer könnte es dann in Worten enthüllen?

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Übers. aus Collected Works, 2004 S. 130f

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